Sind insbesondere junge Menschen heutzutage besonders häufig psychisch krank?
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Zitat:
(...)dass junge Erwachsene zunehmend nach dem Zugang zu ihren Gefühlen suchen, die die Generation ihrer Großväter noch erfolgreich verschüttete. Und er könnte noch etwas zeigen: Wie zerbrechlich junge Menschen heute sind.
Aus dieser Zerbrechlichkeit wird gern ein Vorwurf gemacht. Sie ist zu einem Motiv geworden, das in keinem Abgesang auf die Millennials fehlen darf: Junge Leute beschweren sich ständig und bemitleiden sich selbst. Sie nehmen sich den kleinsten Streit zu Herzen. Sie sind verweichlicht, dabei geht es ihnen doch so viel besser als allen Generationen vor ihnen ("Opa war im Krieg!").
Und bei der erstbesten Sinnkrise laufen sie gleich zum Therapeuten.
(...) Eineinhalb Mal so viele psychisch Kranke wie noch 2005, mehr Angstgestörte, mehr Menschen mit Panikattacken, fast zwei Mal so viele Depressive zählte der Report unter den 18- bis 25-Jährige (...)
In keiner Altersgruppe fühlen sich die Menschen psychisch schlechter als zwischen 18 und 29. Mehr als jeder Dritte, fast zwei von fünf Menschen hatten hier irgendeine psychische Erkrankung von der Schizophrenie über die Angststörung bis zur Depression
Und Götz Berberich sagt noch etwas: "Noch vor 100 Jahren wusste ich mit 14, ich werde Bäcker, weil mein Vater ein Bäcker war. Heute ist vieles so beliebig. Die jungen Menschen wissen: Ich kann überall arbeiten, ich kann alles werden. In dieser Welt noch Halt zu finden, ist für viele junge Menschen ungemein schwer." Und viele täten sich schwer, zurechtzukommen in einer Welt, in der alles "gleich gültig" sei.
https://www.zeit.de/campus/2019-11/p...pie-gesundheit
Und andererseits:
Zitat:
(...) lernen ihre Figuren auch das richtige Vokabular, um in einer emotionalisierten Welt zu Recht zu kommen. Ihre Zerbrechlichkeit, über die so gern gespöttelt wird, ist notwendig geworden, um privat und beruflich voranzukommen. Und dass junge Menschen in der westlichen Welt im Schnitt viel besser darin geworden sind, in sich hineinzublicken, ihre Gefühle bewusst wahrzunehmen und zu artikulieren, führt eben auch dazu, dass sie stärker bereit sind, sich therapieren zu lassen. Wenn es stimmt, dass Gefühle zu sozialem Kapital geworden sind, dann ist es doch klar, dass Menschen sich um sie kümmern, sie pflegen und an ihnen arbeiten. Und wo könnten sie das besser als in einer Psychotherapie?
Ist "Zerbrechlichkeit" tatsächlich eine Art soziales Kapital, das man gut brauchen kann, um in einer neuen emotionalisierten Welt zu Recht zu kommen?
Oder ist das kompletter Blödsinn - sowohl die Welt als auch die Sage vom Kapital - und nur ne faule Ausrede?
Ich glaub's nicht. Schwerer wiegt für mich der chaotisch anmutende Orientierungsverlust in einer zunehmend durchrelativierten Welt: Alles ist egal, gleich_gültig.
Oder stimmt das vielleicht auch nicht?
Und ihr so?